Sven Schifter befindet sich auf dem Heimweg von Steinfurt nach Rheine, als er plötzlich Bauchschmerzen bekommt, die sich hartnäckig halten. Zuhause versucht der 57-Jährige, mit einem Tee Abhilfe zu verschaffen, doch die Schmerzen werden zunehmend intensiver. Als er die eingenommene Schmerztablette wieder erbricht, ruft sein 14-jähriger Sohn Lasse den Rettungsdienst.
In der Notaufnahme des Klinikum Rheine (Mathias-Spital) ist gerade der Gefäßchirurg Dr. Yassine Haddad im Dienst und untersucht Schifter sofort per Ultraschall. Die extremen Schmerzen haben ihren Grund. Die Bauchschlagader ist maximal vergrößert und könnte geplatzt sein – eine äußerst lebensbedrohliche Lage, bei der Betroffene in kürzester Zeit innerlich verbluten können. Eine sofortige CT-Untersuchung bestätigt den Verdacht, und so wird Schifter binnen 90 Minuten nach seiner Einlieferung mit Erfolg notoperiert. Die geplatzte Bauchschlagader wird von Prof. Dr. Gerd Lulay, Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie, Oberarzt Ojbek Schacher und Dr. Haddad mit einer Kunststoffprothese ersetzt.
Sven Schifters Fall ist ein Beispiel dafür, wie schnell es in der Zentralen Notaufnahme zugehen kann, wenn ein Patient in Lebensgefahr schwebt. Lebensbedrohliche Notfälle haben höchste Priorität und werden dementsprechend sofort behandelt. Manche Wartenden im Anmeldebereich bekommen das nicht mit und sind frustriert über ihre Wartezeit. „Es entsteht bei manchen dann der fälschliche Eindruck, sie würden grundlos lange warten oder die Organisation sei schlecht. Dabei wird gerade auf der anderen Seite der Tür ein Mensch vor dem sicheren Tod bewahrt“, erklärt Prof. Lulay.
Sven Schifter erholt sich inzwischen gut von der Not-OP. „Ich merke noch leichte Schmerzen beim Husten, aber ansonsten bin ich einfach nur froh, noch am Leben zu sein“, berichtet er von seinem Bett auf der Station E4. Dass eine Bauchschlagader sich weitet und sogar platzt kann an familiärer Vorbelastung oder auch am Lebensstil liegen. Besonders Bluthochdruck und Rauchen können das Risiko erhöhen. „Ich habe bis zu diesem Vorfall etwa 15 Zigaretten am Tag geraucht“, erklärt Schifter. „Ich hoffe, dass ich das nun ändern kann.“
Information: Aneurysma der Bauchschlagader
Die Bauchschlagader ist etwa 2 cm dick und leitet das Blut vom Herzen in den Körper. Verschiedene Risikofaktoren können das Gefäß stark beanspruchen: das Alter (ab 65 Jahren), das Geschlecht (Männer häufiger betroffen als Frauen), Bluthochdruck, Rauchen, erhöhte Blutfette oder eine genetische Veranlagung. So können sich Ausbuchtungen (Aneurysmen) in der Bauchschlagader bilden, bei denen ab einer bestimmten Größe die Gefahr besteht, dass sie plötzlich reißen – ein lebensbedrohlicher Notfall, der sich durch plötzliche Schmerzen und Kreislaufprobleme bemerkbar macht. Durch eine Ultraschalluntersuchung können Aneurysmen früh erkannt werden.